Über TCM

Chinesische Medizin

Das historische Quellenmaterial erstreckt sich über mehr als drei Jahrtausende. Diese Zeitspanne ist grob in drei Sozialepochen zu gliedern:

  1. die vorkonfuzianische der Shang- (etwa 1500 bis 1050) und Zhou- (1050 bis 256 vor unserer Zeitrechnung) Dynastien
  2. die konfuzianische Epoche bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts und
  3. die nachkonfuzianische Epoche der Republik China und der Volksrepublik China.

Auf konzeptioneller Ebene findet sich eine Vielzahl unterschiedlicher Heilsysteme, die mit wenigen Ausnahmen bis in die Gegenwart überliefert und praktiziert wurden. Nebeneinander, teils in einem und demselben medizinischen Werk, finden sich Theorien, die Krankheiten auf Sündenfall, Dämoneneinfluss, Abweichung von normgerechtem Lebensstil oder Böswilligkeit verstorbener Ahnen oder Mitmenschen zurückführten. Sie lassen sich aber auch den unterschiedlichen Epochen und verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen zuordnen.

Eine Schlüsselrolle im medizinischen Diskurs der chinesischen Tradition spielt der Begriff „Qi“. Der Organismus erscheint als außerordentlich komplexes Gefüge dynamischer Qi-Strukturen. Es ist eine auf Gleichgewicht aufgebaute Dynamik. Ist das Gleichgewicht empfindlich gestört, braucht es den Arzt, der mit seinem erfahrenen Blick und im Gespräch mit dem Patienten die Ursache der Störungen zu ermitteln sucht. Es ist dann etwa von „Leber-Qi“ die Rede, von „Herz-Qi“, von „aufsteigendem Qi“, von „Qi-Schwäche“ usw.

Tuina

Tuina ist eine selbständige chinesische Massageform und eine der fünf Hauptsäulen der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) – zusammen mit der chinesischen Arzneimitteltherapie, der Akupunktur, der chinesischen Diätetik und den Bewegungstherapien Qigong und Taijiquan. Es existieren auch die Schreibweisen Tui-Na oder Tui Na. Der Begriff setzt sich aus den chinesischen Wörtern tui (‚schieben‘, ‚drücken‘) und na (‚greifen‘, ‚ziehen‘) zusammen. Diese manuellen Techniken werden bei der Behandlung angewandt.

Die Tuina-Therapie schließt westliche Behandlungsformen wie Chiropraktik, Akupressur, verschiedene Massagetechniken und die manuelle Therapie ein.

Tuina kann auch im Rahmen einer Selbstbehandlung durchgeführt werden.

Unter dem heutigen Begriff Tuina werden Schiebe- und Reibe- sowie ziehende Techniken verstanden, die sowohl Akupressur als auch Variationen der Druckbehandlungen der „Energiepunkte“ (mit den Fingern, der Faust, dem Ellenbogen und dem Knie), manuelle „Energiebandregulationen“ wie Rollen, Schieben, Reiben, Fibulation, Klopfen, „greifendes Kneifen“ sowie Mobilisations- und Dehntechniken der Gelenke und Muskeln beinhalten. Dieses System schließt impulserzeugende, manipulative Behandlungen und selbständige Übungsformen, wie z. B. isometrische Übungen, ein. Insgesamt gibt es dafür 18 Grundgriffe und rund 300 Einzelgriffe. Bei der chinesischen Fußmassage werden neben den Akupunkten auch die reflektorischen Zonen bearbeitet. In der westlichen Welt ist dies unter dem Begriff Fußreflexzonenmassage bekannt geworden.

Die Therapeuten weisen darauf hin, dass diese Methode – insbesondere bei starken Beschwerden – durchaus schmerzhaft sein kann.

Vor und nach der Behandlung erfolgt eine Befragung des Behandelten. Damit sollen Aufschlüsse über die Gültigkeit des eingeschlagenen Behandlungsweges bzw. dessen Revisionsbedürftigkeit gewonnen werden. Bei vielen Beschwerden, insbesondere bei Verspannungen und Fehlhaltungen bzw. deren Folgebeschwerden, wird begleitend und zur Vorbeugung Taijiquan und Qigong empfohlen.

Akupunktur

Die Akupunktur ist eine Behandlungsmethode der traditionellen chinesischen Medizin (TCM), bei der eine therapeutische Wirkung durch Nadelstiche an bestimmten Punkten des Körpers erzielt werden soll. Bei der traditionellen Form der seit dem zweiten Jahrhundert vor der Zeitenwende in China und Japan praktizierten Akupunktur wird von einer „Lebensenergie des Körpers“ (Qi) ausgegangen, die auf definierten Leitbahnen beziehungsweise Meridianen zirkulieren und einen steuernden Einfluss auf alle Körperfunktionen haben soll. Ein gestörter Energiefluss soll Erkrankungen verursachen und durch Stiche in auf den Meridianen liegende Akupunkturpunkte soll die Störung im Fluss des Qi wieder behoben werden. Das gleiche Therapieziel hat die Akupressur durch Ausüben von stumpfen Druck und die Moxibustion durch Wärmezufuhr an Akupunkturpunkten.

Klinische Studien zeigen bei einzelnen Symptomen die Wirksamkeit der Akupunktur wie auch der Scheinakupunktur (Akupunktur in Nichtakupunkturpunkte). Dazu gehören durch Kniegelenksarthrose bedingte Schmerzen, chronische Rückenschmerzen und die Prophylaxe von Migräneattacken. So trat in den GERAC-Studien (German Acupuncture Trials, 2002–2007), den bisher umfangreichsten klinischen Untersuchungen, bei der Behandlung von tiefen Rückenschmerzen bei knapp der Hälfte der Scheinakupunktur-Patienten bzw. der Akupunktur-Patienten und nur bei rund einem Viertel der konventionell behandelten Patienten eine erkennbare Verbesserung ein. Auch andere Studien zeigen, dass eine Scheinakupunktur nicht weniger wirksam ist als eine nach traditionellen Regeln durchgeführte Akupunktur.

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